[edit] [comment] [remove] |2006-11-07| e1 # Der Arbeitsbegriff

Arbeit01.gif
Eine Punktmasse m soll entlang eines Weges s verschoben werden. Wird für diese Verschiebung eine Kraft F benötigt, so verrichtet diese Kraft die Arbeit W.

Um den Arbeitsbegriff näher zu untersuchen, betrachten wir zunächst die Verschiebung der Masse m entlang des differentiellen Verschiebungsvektors dr.

Arbeit02.gif
Bei einer Zerlegung der Kraft in einen Anteil in Richtung des Verschiebungsvektors dr und einen weiteren Anteil senkrecht dazu, kann offensichtlich nur der Erste eine Verschiebung der Masse m bewirken.

Das Skalarprodukt von Kraft- und Verschiebungsvektor "filtert" genau jenen Anteil heraus (projektiver Charakter des Skalarprodukts) und resultiert in der differentiellen Arbeit

(6.1)dW = F·dr

Augenscheinlich gilt:

  • Die Arbeit ist ein Skalar.
  • Die Arbeit ist positiv, wenn Kraft und Verschiebung gleichgerichtet sind.
  • Die Arbeit ist null, wenn
    • die Kraft senkrecht zur Verschiebungsrichtung wirkt.
    • der Kraftangriffspunkt sich nicht bewegt, die Verschiebung also null ist.
    • die Summe aller Kräfte am Angriffspunkt null ist.

Nur äußere Kräfte können Arbeit verrichten – und nur dann, wenn sie einen Anteil in Wegrichtung besitzen. Reaktionskräfte können grundsätzlich keine Arbeit verrichten.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-07| e2 # Arbeit einer Kraft

Arbeit03.gif
Die Integration von Gl. 6.1 zwischen den Bahnpunkten r0 und r1 führt schließlich auf die

Arbeit als Wegintegral (Linienintegral)

(6.2)W = r1r0F·dr

mit

W = Arbeit
F = Kraft
dr = Verschiebungsvektor

Die Dimension der Arbeit ist M·L2·T −2.

Einheit der Arbeit

1 Nm = 1 J = 1 Ws

(1 kJ = 0.239 kcal)

Die Arbeit hat demnach dieselbe Dimension wie das Moment. Wohlgemerkt haben wir es jedoch mit unterschiedlichen Effekten zu tun.

Das Moment ergibt sich aus dem Kreuzprodukt und die Arbeit aus dem Skalarprodukt von Kraft und Länge.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-14| e10 # Sonderfälle: Arbeit einer Kraft

Ein in der technischen Praxis wichtiger Sonderfall ist derjenige, in dem die Kraft F jederzeit in Richtung der Bahntangente und damit in die der jeweiligen Geschwindigkeit zeigt. Beispiele hierfür sind

  • Reibung
  • Bahnantriebe
  • flurverfahrbare Fahrzeuge

Hierbei kann auf den Vektorcharakter in Gl. 6.2 verzichtet werden und entlang des Weges integriert werden.

(6.3)W = s1s0F·ds

Wenn in einem weiteren Spezialfall die Kraft während des Arbeitsvorgangs konstant bleibt, erhalten wir

W = F·s

die populäre Beziehung Arbeit = Kraft · Weg.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-09| e3 # Arbeitssatz, kinetische Energie

Zur Herleitung des Arbeitssatzes ziehen wir das dynamische Grundgesetz in seiner Form für Festkörper (unveränderliche Masse) heran,

F = m·a = m·dvdt

multiplizieren mit dem Verschiebungsvektor dr,

F·dr = m·dv·drdt

verwenden die Beziehung v = drdt und integrieren entlang des Weges von Anfangspunkt r0 bis zum Endpunkt r1 mit den zugehörigen Geschwindigkeiten v0 und v1

r1r0F·dr = m·v1v0v·dv

Der Ausdruck auf der linken Seite der Gleichung ist die Arbeit gemäss Gl. 2.1

W = 12·mv2112·mv20

Auf der rechten Seite ergibt sich nach der Integration die Differenz der kinetischen Energie (Bewegungsenergie).

Damit gilt die

Äquivalenz von Arbeit und Energie

Energie ist das Vermögen Arbeit zu verrichten.

Gegenüber der Arbeit, die einen Vorgang darstellt, ist die Energie ein Zustand.

Die Dimension der Energie ist analog zur Arbeit [M·L2·T −2] mit der Einheit 1 J = 1 Nm. In allgemeiner Formulierung besagt der

Arbeitssatz der Mechanik

Die Arbeit, die eine Kraft zwischen zwei Bahnpunkten verrichtet, entspricht der Änderung der kinetischen Energie

W = r1r0F·dr = EK1 − EK0
 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-14| e4 # Hubarbeit, potentielle Energie der Lage

Beim Anheben eines Körpers im Gravitationsfeld wird Arbeit verrichtet.

Hubarbeit.gif
Wenn wir eine Masse m aus der Position 0 in die Position 1 entgegen der Richtung der Erdbeschleunigung verschieben, wenden wir eine der Gewichtskraft entgegengerichtete gleich große Kraft F = m·g auf. Die zugehörige Arbeit ist

WHub = r1r0·m·g·dr

Die Kraft F zeigt stets nach oben. Daher wird F nur entlang eines Weges mit vertikalen Anteilen Arbeit verrichten. Eine vektorielle Komponentenschreibweise verdeutlicht diesen Sachverhalt:

WHub = m·r1r0 0g   dxdy  = m·g y1y0·dy

Die Durchführung der Integration ergibt

WHub = m·g·(y1 − y0) = m·g·h

Dabei hat die Form der Bahn offensichtlich keinerlei Einfluß auf die Arbeit.

Die Hubarbeit

WHub = m·g·h

ist unabhängig von der Bahnform und ergibt sich aus dem Produkt von Gewichtskraft m·g und Höhenunterschied h im Schwerefeld.

Sie ist äquivalent zur Änderung der potentiellen (Lage–)Energie eines Körpers.

Die potentiellen Energie ist offensichtlich abhängig von der Wahl des Bezugssystems, in dem die Höhe h definiert ist. In diesem Sinne wird daher ein Nullniveau festgelegt und die Höhe h jeweils darauf bezogen. Es ist zu beachten, dass die potentielle Energie damit positive und negative Werte annehmen kann.

Hubarbeit02.gif

WHub = m·g·(h + Δh) − m·g·h
WHub = m·g·Δh

Von praktischem Interesse ist grundsätzlich die Potentialdifferenz, die wiederum von der Wahl des Nullniveaus unabhängig ist.

Durch das Anheben hat ein Körper potentielle Energie im Sinne eines Arbeitsvermögens gespeichert. Er kann also durch Herabbewegen auf das ursprüngliche Niveau eine – zur Hubarbeit äquivalente – Arbeit verrichten.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-14| e5 # Federspannarbeit, Federenergie

Wird eine Feder gespannt, so ist eine äußere, mit der Federkraft im Gleichgewicht stehende Kraft notwendig.

Federarbeit.gif
Wir betrachten eine

Feder mit linearer Kennlinie

F = c·s

mit

c = Federkonstante
s = Federweg

Verlängern wir nun die Feder von s0 auf s1, so benötigen wir dazu die Kraft

F = c·(s1 − s0)

und verrichten mit ihr die Arbeit

Wf = s1s0F·ds = s1s0c·s·ds = 12·c·s2112·c·s20

Auch hier wird potentielle Energie gespeichert. Die notwendige Spannarbeit verursacht ebenfalls eine Potentialdifferenz.

Die Federspannarbeit

Wf = 12·c(s21 −s20)

mit

c = Federkonstante
s1 = Endlänge der Feder
s0 = Ausgangslänge der Feder

ist äquivalent der Differenz der potentiellen Energie

Wf = Epf1 − Epf0

Auch hier ist die Wahl des Nullniveaus beliebig. Meist wird allerdings die Länge der ungespannten Feder als Nullniveau gewählt.

Die Gleichung gilt sowohl für Zug– als auch für Druckfedern und liefert – im Gegensatz zur Lageenergie – immer eine positive Federenergie.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-14| e6 # Reibungsarbeit, Reibungsenergie

Reibungsarbeit.gif
Um einen Körper auf einer Unterlage zu bewegen, müssen wir bei Reibungsverhältnissen eine gewisse Kraft aufbringen. Die Kraft F wirkt dabei der auftretenden Reibkraft

R = μ·N

in Verschiebungsrichtung entgegen.

Die Reibungsarbeit ergibt sich damit aus

WR = s1s0·F·ds = μ·N·s1s0·ds

zu

WR = μ·N(s1 − s0)

Im Gegensatz zur Hub- und Federspannarbeit ist die Reibungsarbeit von der Form der Bewegungsbahn abhängig. Die durch Reibungsarbeit erzeugte Reibungsenergie besitzt kein mechanisches Arbeitsvermögen (dissipative Energie) und wird in Wärmeenergie umgesetzt.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-14| e7 # Energiesatz

Der Energiesatz ist auch unter dem aussagekräftigeren Begriff Energieerhaltungssatz bekannt.

Energieerhaltungssatz

Die Summe aller Energien in einem abgeschlossenen System ist konstant. Dabei kann eine Energie zwar in eine andere Energieform umgewandelt werden, jedoch nicht verlorengehen.

In dieser allgemeinen Form des Energiesatzes werden auch weitere Energieformen als die bisher angesprochenen mit einbezogen, z.B. chemische, elektrische, magnetische, Strahlungs-, Wärme-, Kernenergie.

In der Mechanik betrachten wir ausschließlich die kinetische und potentielle Energie und formulieren den

Energieerhaltungssatz der Mechanik

Die Summe der kinetischen und potentiellen Energie in einem abgeschlossenen (konservativen) mechanischen System ist jederzeit konstant.

EK + EP = const.

Wird einem nicht abgeschlossenen System während eines Vorgangs Energie zugeführt oder abgeführt (z.B. Wärmeenergie), so ist die Differenz der Energie am Ende des Vorgangs gleich dieser zu- oder abgeführten Energie.

Bei Kräften, denen kein Potential zugeordnet werden kann, muß deren Energie über den Arbeitssatz ermittelt werden (z.B. Reibungsenergie).

Arbeitssatz für ein nicht abgeschlossenes System

EK1 + EP1 + Wzu + Wab = EK2 + EP2

mit

EK1 = kinetische Energie im Zustand 1
EP1 = potentielle Energie im Zustand 1
Wzu = zugeführte Arbeit (Antrieb)
Wab = abgeführte Arbeit (Abtrieb, Reibung)
EK2 = kinetische Energie im Zustand 2
EP2 = potentielle Energie im Zustand 2
 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-14| e8 # Leistung

Als Leistung P wird die in einem spezifischen Zeitabschnitt Δt verrichtete Arbeit ΔW bezeichnet. Wir beziehen also die Arbeit auf die Zeit und erhalten in differentieller Schreibweise

P = dWdt

Mit der Arbeit einer Kraft, die auf einen Massenpunkt wirkt

dW = F·dr

resultiert die

Leistung

P = F ·drdt = F·v

mit

F = wirkende Kraft
v = Geschwindigkeit des Massenpunkts

Die Leistung ist wie die Arbeit eine skalare Größe mit der Dimension [M·L2·T −3] und der Einheit Watt (1 W = 1 Nms). Mit der früher verwendeten Einheit PS besteht der Zusammenhang

1 PS = 0.735 kW; 1 kW = 1.36 PS
 

[edit] [comment] [remove] |2006-11-14| e9 # Wirkungsgrad

Mit Reibung geht Energie und auch Leistung verloren. Diese bezeichnen wir als Verlustleistung. Gemäß der allgemeinen Auffassung vom Wirkungsgrad als

Wirkungsgrad = NutzenAufwand

definieren wir den mechanischen Wirkungsgrad η als Verhältnis von Nutzleistung PN zu zugeführter Leistung Pz.

η = PNPz = Pz − PvPz = 1 − PvPz

Die Nutzleistung PN ergibt sich zudem als Differenz von zugeführter Leistung Pz und Verlustleistung Pv.

Wirkungsgrad eines mechanischen Systems

η = PNPz = 1− PvPz

mit

Pz = zugeführte Leistung
PN = Nutzleistung
Pv = Verlustleistung

Für mehrere hintereinandergeschaltete Mechanismen und deren Teilwirkungsgrade gilt

Gesamtwirkungsgrad einer Mechanismenkette als Produkt der Teilwirkungsgrade

ηges = nΠi=1ηi = η1 · η2 · ... · ηn

mit ηi = Teilwirkungsgrad