[edit] [comment] [remove] |2005-11-28| e1 # Schwerpunkt

Jeder Körper besteht aus Masseteilen, die der Anziehungskraft (der Erde) unterworfen sind.

Der Punkt eines Körpers, durch den die Resultierende aller Gewichtskräfte bei beliebiger Lage des Körpers hindurchgeht, ist der Schwerpunkt.

Experimentelle Bestimmung:

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Wird ein Dreieck nacheinander an seinen Ecken befestigt und durch den Aufhängepunkt jeweils eine senkrechte Linie markiert, so findet man die Lage des Schwerpunkts schließlich im Schnittpunkt dieser Schwerlinien.
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Der Schwerpunkt ist ein gebundener Vektor (Ortsvektor).

 

[edit] [comment] [remove] |2005-11-28| e2 # Schwerpunkt von Punktmassen

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Wir betrachten zunächst n Punktmassen40idealisierte ausdehnungslose Körper, deren gesamte Masse in einem Punkt konzentriert ist m1, … ,mn, die sich jeweils in den Punkten p1, … ,pn befinden. Nehmen wir zudem an, daß sich die Punktmassen in einem homogenen Schwerefeld befinden. Dann wirken auf die Punktmassenwolke parallele Gewichtskräfte von jeweils mig.
Damit ist die Aufgabenstellung zunächst äquivalent zur Ermittlung der Resultierenden einer parallelen Kräftegruppe (s. Kapitel Die Resultierende paralleler Kräfte).
Unter der Voraussetzung, daß die Richtung des Schwerefeldes parallel zur negativen y-Achse verläuft, erhalten wir die x-Komponente der resultierenden Gewichtskraft

xG = ni=1·mi·gximges·g = ni=1·mi·ximges

Die alternative Annahme, daß die Gravitation in Richtung der negativen x-Richtung verläuft, führt auf die y-Komponente der resultierenden Gewichtskraft

yG = ni=1·mi·gyimges·g = ni=1·mi·yimges

Aus diesen Beziehungen ergibt sich die Gleichung für den

Schwerpunkt S von Punktmassen41Diese Gleichung gilt ebenso für räumliche Körper, wenn wir als weitere Annahme die Gravitation in negative z-Richtung verlaufen lassen.

S = ni=1·mi·pimges

mit

mges = ni=1·mi

Obwohl wir in unserem Gedankenmodell die Gravitation zur Ermittlung der Lage des Schwerpunktes herangezogen haben, ist die Schwerpunktlage von der Richtung des Schwerefeldes unabhängig.

 

[edit] [comment] [remove] |2005-11-28| e3 # Schwerpunkt eines Körpers

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Die Erweiterung von n Punktmassen auf einen beliebigen Körper kann einfach derart erfolgen, daß dieser Körper in sehr viele kleine Teilmassen Δm unterteilt wird. Im Grenzfall unendlich vieler unendlich kleiner Massen (Δm⇒dm) wird die Summe zum Integral und wir erhalten

Schwerpunkt eines Körpers

S =  V·p·dmmges

mit

mges =  V·dm

Das ´V´ unter dem Integral bedeutet Volumen des Körpers. Ein in der Praxis dominierender Sonderfall des homogenen Körpers 42Körper gleicher Materialverteilung mit konstanter Dichte \rho führt wegen

m = ρ · V

auf die vereinfachte Beziehung für den mit dem Schwerpunkt eines homogenen Körpers zusammenfallenden

Volumenmittelpunkt eines Körpers

S =  V·p·dVVges

mit

Vges =  V·dV
 

[edit] [comment] [remove] |2005-11-28| e4 # Flächenschwerpunkt

Flächenschwerpunkt
Betrachten wir eine sogenannte Schale, ein flächenhaftes Gebilde, das an jeder Stelle eine konstante Dichte t aufweist. Unter dieser Voraussetzung läßt sich ein infinitesimales Volumenstück dieser Schale als

dV = t·dA

auffassen. Und mit Vges = t·Ages vereinfacht sich die Gleichung für den

Schwerpunkt einer Fläche

S =  A·PdAAges

mit

Ages =  A·dA

Als spezieller Sonderfall spielen ebene Flächen eine große Rolle in der Praxis.

 

[edit] [comment] [remove] |2005-11-28| e5 # Kurvenschwerpunkt

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Ein linienförmiger Körper, der an jeder Stelle den gleichen Querschnitt A aufweist43z.B. Draht oder gebogene bzw. zusammengesetzte Profile , besitzt dort ein infinitesimales Volumenstück

dV = A · dl

In diesem Fall erhalten wir Vges = A · lges mit die Gleichung

Schwerpunkt eines Linienstücks

S =  l·p·dllges

mit

lges =  l·dl

Der Linienschwerpunkt ist beispielsweise bei Stanzvorgängen von Interesse. Hierbei sollte die Krafteinleitung des Werkzeugs im Linienschwerpunkt der Werkstückkontur erfolgen, um gleichmäßig verteilte Scherkräfte zu erzeugen.

 

[edit] [comment] [remove] |2005-11-28| e6 # Schwerpunkt zusammengesetzter Gebilde

In der Praxis wird häufig die Ermittlung der Schwerpunkte von komplexen Flächen oder Linien benötigt. Diese lassen sich allerdings meist in einfache Teilflächen oder -linien mit bekannten Schwerpunkten zerlegen. Für die bekannten Teile kann man sich deren Masse, Fläche oder Länge im Teilschwerpunkt konzentriert vorstellen und analog zur Ermittlung des Schwerpunkts von Punktmassen vorgehen.

Schwerpunkt zusammengesetzter Flächen

S = ni=1· Si · Aini=1· Ai

Schwerpunkt zusammengesetzter Linien

S = ni=1· Si · lini=1· li

Speziell bei der Ermittlung des Flächenschwerpunkts können "Löcher" in einer Fläche als "negative Flächen" berücksichtigt werden.

 

[edit] [comment] [remove] |2005-11-27| e7 # Schwerpunkt symmetrischer Gebilde

Wir betrachten ein symmetrisches, nicht notwendigerweise zusammenhängendes Gebilde,

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dessen Teilmassen m=m1=m2 auf beiden Seiten der Symmetriegeraden in den Punkten S1 und S2 liegen.
Die Bestimmung des Gesamtschwerpunktes

S = m · S1 + m · S2m + m

führt auf

s = 12·(S1 + S2)

den geometrischen Mittelpunkt von S1 und S2.

Der Schwerpunkt symmetrischer Gebilde liegt auf der Symmetriegeraden.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-03-28| e8 # Experimentelle Schwerpunktermittlung

Neben der bereits angesprochenen Bestimmung der Lage des Schwerpunkts eines Körpers über die Markierung der Schwerelinien bietet sich ein weiteres Verfahren mit Hilfe der Kraftmessung an.

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Dazu wird der zu untersuchende Körper derart in zwei Punkten A und B gestützt, daß ein paralleles Kräftesystem vorliegt. Dann wird die Auflagekraft in einem Punkt gemessen.
Für diese Vorrichtung stellen wir das Momentengleichgewicht auf

∑MA ≡ −m · g ·xS − FB · l = 0

und erhalten

xS = − (FB/m · g) · l

einen geometrischen Ort als Gerade im Abstand xS von Punkt A in Richtung des Schwerefeldes.
Eine erneute Messung bei gedrehtem Körper liefert eine weitere Gerade. Im Schnittpunkt dieser Schwerelinien befindet sich der Schwerpunkt.

 

[edit] [comment] [remove] |2006-03-29| e9 # Schwerpunkt eines geschlossenen Polygonzugs

Innerhalb von geometrieverarbeitenden Softwaresystemen (CAD) werden Flächenkonturen häufig durch geschlossene Polygonzüge angegeben. Als Polygonzug wird eine - hier ebene - Kurve bezeichnet, deren Stützpunkte durch Strecken linear verbunden sind.

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Die Stützpunkte werden derart fortlaufend gekennzeichnet, daß die Kurve ihre eingeschlossene Fläche in mathematisch positivem Sinn umfährt. Damit liegt das Innere des Polygonzugs grundsätzlich links einer Kante.
Die Dreiecksfläche , die eine Kante des Polygonzugs (Punkt Pi und Pi+1) mit dem Koordinatenursprung aufspannt, gehorcht der Beziehung (s. Beispiel)

Ai = P^i · Pi+1

und ist positiv, wenn die Kante ein "positives Moment" um den Koordinatenursprung besitzt (d.h. in mathematisch positive Richtung dreht), ansonsten negativ.

Für die Bestimmung des Schwerpunktes dieser Fläche nutzen wir die geometrische Eigenschaft des Dreiecks, daß der Schwerpunkt auf der Seitenhalbierenden liegt und diese Strecken im Verhältnis 2:1 teilt.

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Den Vektor der Seitenhalbierenden erhalten wir mittels

12(Pi + P<i+1)

und die Lage des Schwerpunkts

Si = 13(Pi + P>i+1)

Damit können wir den Schwerpunkt des Polygonzugs über die Summe aller Teilflächen ermitteln.

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Wegen des Vorzeichens der Dreiecksflächen erhalten wir als Ergebnis den

Schwerpunkt eines geschlossenen Polygonzugs

S = 13·ni=1·(Pi+Pi+1) · (P^i+Pi+1)ni=1· P^i+Pi+1

für

i = n setze i+1 = 1
 

[edit] [comment] [remove] |2006-03-29| e10 # Linienschwerpunktsbeispiele

LinieLinienlängeLage des Schwerpunktes
HalbkreisbogenHalbkreisbogenl = π·rxs = 2π·r = 0,637r
ViertelkreisbogenViertelkreisbogenl = 12·π·rxs = 2√2π·r = 0,900r
KreisbogenKreisbogen190·α·π·rxs = rsinαα
 

[edit] [comment] [remove] |2006-03-29| e11 # Flächenschwerpunktsbeispiele

FlächeFlächeninhaltLage des Schwerpunktes
rechtwinkliges Dreieckrechtwinkliges DreieckA = 12· ahxs = 23· a, ys = h3
beliebiges Dreieckbeliebiges DreieckA = 12((x2 − x1)(y3 − y1)
− (x3 − x1)(y2 − y1))
S liegt im Schittpunkt der Seitenhalbierenden xs = 13(x1+x2+x3)
ys = 13(y1+y2+y3)
ParallelogrammParallelogrammA = ahS = liegt im Schnittpunkt der Diagonalen
TrapezTrapezA = h2(a+b)S liegt im Schittpunkt der Seitenhalbierenden ys = h3·a+2ba+b
KreisauschnittKreisauschnittA = α·r2xs = 23·r·sinαα
HalbkreisHalbkreisA = π2·r2xs = 4·r3·π
KreisabschnittKreisabschnittA = 12·r2(2α − sin2α)xs = s312A = 43·r·sin2α − sin2α