Lager und Gelenke
Die Körper eines Tragwerks, wie Stäbe, Balken, Rahmen, etc., sind untereinander durch Gelenke verbunden.
Ein Gelenk stellt eine Bindung zwischen zwei Körpern dar, beschränkt die relative Bewegungsmöglichkeit in bestimmten Richtungen und erzeugt Kräfte (Gelenkreaktionen) in eben diesen Richtungen.
Zwischen der Anzahl der Gelenkreaktionen r und dem relativen Freiheitsgrad f eines ebenen Gelenks besteht der Zusammenhang r=3−f
Eine Klassifikation von Gelenken kann entweder nach Art und Anzahl der relativen Gelenkfreiheitsgrade oder umgekehrt nach Art und Anzahl der Gelenkreaktionen erfolgen.
Die Kräfte im Gelenk werden auch als innere Kräfte bezeichnet und gehorchen dem Reaktionsaxiom (actio=reactio).
Bindungen zwischen zwei Körpern werden allgemein als Gelenk bezeichnet, die besondere Bindung zwischen einem Körper und dem Gestell häufig als Lager oder Auflager.
Drehgelenk
Eine Verbindung zwischen zwei Körpern, die lediglich eine relative Drehung um den Gelenkpunkt zuläßt, wird Drehgelenk genannt.
Ein Drehgelenk hat als relative Bewegungsmöglichkeit die Rotation um den Drehpunkt und damit den
Freiheitsgrad fDreh = 1
Andererseits verhindert das Gelenk eine relative Verschiebung und kann so Kräfte in Richtung der x- und y-Achse übertragen. Die Anzahl der Gelenkreaktionen beträgt
Reaktionen rDreh = 2
Mit dem Drehgelenk läßt sich lediglich eine Kraft übertragen. Die freie Drehbeweglichkeit läßt keine Momentenübertragung zu. D.h.
FA = AxAy ≠ 0
MA = 0
Die Richtung der Kraft im Drehgelenk ist nicht spezifiziert.
Schubgelenk
Das Schubgelenk läßt nur eine Verschiebung entlang einer gemeinsamen Schubachse zu.
Aus dieser relativen Bewegungsmöglichkeit ergibt sich ein
Freiheitsgrad fschub = 1
Gleichzeitig verhindert das Schubgelenk eine Verschiebung senkrecht zur Schubachse sowie eine Drehung und kann daher eine Kraft und ein Moment aufnehmen.
Reaktionen rSchub = 2
Wegen FSchub ⊥ eSchub gilt
FSchub = fSchub·e^Schub
Kurvengelenk, Loslager
Sogenannte Kurvengelenke sind durch die Führung eines Punktes des Körpers entlang einer Kurve des jeweils anderen Körpers gekennzeichnet.
Dieses Kurvengelenk läßt sowohl eine Verschiebung entlang der Kurve, als auch eine Drehung um den Verschiebungspunkt zu.
Diese Bewegungsmöglichkeiten entsprechen einem
Freiheitsgrad fKurve = 2
Entsprechend der Bindung kann das Kurvengelenk lediglich eine Kraft senkrecht zur Kurventangente analog zum Schubgelenk weiterleiten.
Reaktionen rKurve = 1
Diese spezielle Form des Kurvengelenks (
) wird in der Statik als Loslager bezeichnet.
starre Verbindung, Einspannung
Die feste Verbindung zweier Körper verhindert jegliche Relativbewegung,
also gilt
Freiheitsgrad fstar = 0
Folglich kann über eine starre Verbindung eine Kraft unbekannter Richtung und Größe und ein Moment weitergeleitet werden.
Reaktionen rstar = 3
Stab als Gelenk
Anstatt einen Stab als Körper aufzufassen, können wir ihn auch als spezielles Gelenk interpretieren.
Betrachten wir in diesem Sinne zwei Körper, die durch einen Stab verbunden sind. Denken wir uns dann einen Körper festgehalten (Relativbewegung), so läßt sich der andere um diesen Körper auf einer Kreisbahn (Radius=Stablänge) und gleichzeitig um seinen Stabanlenkpunkt drehen.
Damit hat ein Stab als Gelenk den
Freiheitsgrad fstar = 2
und verhindert eine Bewegung in Richtung der Stabachse. Also gilt
Reaktionen rstar = 1
Der Stab kann also Kräfte entlang seiner Stabachse aufnehmen. Aufgrund seiner Drehbeweglichkeit wird kein Moment übertragen.
Seil als Gelenk====Analog zum Stab können wir auch das Seil als besonderes Gelenk auffassen.
Wenn das Seil an zwei Körperpunkten befestigt ist, verhält es sich wie ein Stab. Dabei ist die Besonderheit zu beachten, daß es nur Zugkräfte überträgt.
Ist der zweite Körper eine Rolle, auf die das Seil aufläuft, lassen sich die Beweglichkeiten folgendermaßen interpretieren:
- Drehung der Rolle um den Anlenkpunkt des Seils am ersten Körper.
- Abwälzen der Rolle auf der Seilgeraden.
Dies sind ebenfalls zwei Freiheitsgrade.
Als dritte Möglichkeit untersuchen wir das Seil, das von einer Rolle abläuft und auf eine weitere aufläuft.
Beim Festhalten einer Rolle ergeben sich folgende Beweglichkeiten der anderen Rolle:
- Drehbewegung der betrachteten Rolle um die festgehaltene Rolle .
- Wälzen der Rollen auf der Seilgeraden.
Freiheitsgrad fSeil = 2
besitzt. Die Bindung (Verhindern einer Bewegung) erfolgt in Richtung der Seilgeraden, also gilt
Reaktionen rSeil = 1
mit der Besonderheit, daß das Seil starr ist bei Zug und weich bei Druck und damit nur Zugkräfte überträgt.
Das Seil als Gelenk ist nicht imstande Momente zu übertragen. Damit ist aber gemeint, daß das Seil kein Moment zwischen den beteiligten Körpern überträgt. Die Reaktionskraft des Seils erzeugt allerdings grundsätzlich ein Moment auf die Seilrolle bezüglich des Rollenmittelpunkts.