Schubspannung in der Querschnittsfläche
Bisher haben wir die Schubspannungen im Querschnitt eines Balkens nicht berücksichtigt. Diese müssen jedoch auftreten, um den äußeren Querkräften innerlich das Gleichgewicht zu halten.
Für die Bezeichnung der Schubspannung gilt folgende Vereinbarung:
- Der erste Index bezeichnet die Koordinate, die normal zur Querschnittsfläche steht.
- Der zweite Index benennt die Richtung, in die die Schubspannung verläuft.
Im Gegensatz zur Normalspannung können die Schubspannungen nicht als konstant über der Querschnittsfläche angenommen werden. Die Schubspannungen werden dort, wo sie auf die Querschnittsränder treffen Null. Ohne Herleitung sei die Gleichung der Schubspannung angegeben.
Schubspannung infolge einer Querkraft
τzy = Qy·Sx(y)by (y)Ixx; τzx = Qx·Sy(x)bx (x)Iyy
mit
Qx, Qy = Querkraft in x− oder y−Richtung
Sx, Sy = statisches Moment bezüglich der x− bzw.
y−Achse an einer Stelle y(x) des Querschnitts
bx, by = Querschnittsbreite an einer Stelle y(x) des
Querschnitts
Ixx, Iyy = axiale Flächenträgheitsmomente
Daraus ergibt sich qualitativ folgender Schubspannungsverlauf über dem Querschnitt.
Es ist ersichtlich, daß die größte Schubspannung in der neutralen Faser (Schwerpunkt) auftritt. An den Rändern, wo die Biegespannung maximal wird, ist die Schubspannung Null. Die maximale Schubspannung läßt sich analog zur Scherung bestimmen, indem ein Korrekturfaktor
Χ eingeführt wird.
Maximale Schubspannung bei Querkraft
τmax = Qχ·A
mit
Q = Querkraft
χ = Korrekturfaktor für Schubfläche
A = Querschnittsfläche
Der Korrekturfaktor Χ hängt lediglich von der Form des Querschnitts ab und beträgt beispielsweise
23 für Rechteckprofil
χ =
34 für Kreisprofil
Im allgemeinen wird die Schubspannung gegenüber der Biegespannung vernachlässigt. Erst bei extrem kurzen Balken, wenn die Abmessungen von Balkenhöhe und Balkenlänge gleich werden, erreicht die Schubspannung die Größenordnung der Biegespannung.
Schubspannungen in Balkenlängsrichtung
Im querkraftbelasteten Balken treten korrespondierend zur Schubspannung in der Querschnittsfläche Schubspannungen in achsparallelen Schnitten auf.
Diese Tatsache läßt sich recht gut veranschaulichen, indem wir zwei lose übereinander liegende Biegebalken unter Belastung im verformten Zustand betrachten.
nicht verbundene Balken, verleimte Balken
Während der Biegeverformung werden sich die einzelnen Balken in den Berührungsflächen gegeneinander verschieben. Behindern wir die Balken in diesem Bestreben (durch Nieten, Kleben, Schweißen, …), so werden in diesem Querschnitt Schubspannungen auftreten.
Wie wir in Abschnitt 8 sehen werden, sind diese Schubspannungen nach dem Gesetz der zugeordneten Schubspannungen gleich der Schubspannung im senkrecht zum Längsschnitt liegenden Querschnitt an der jeweiligen Stelle der Schnittführung. Somit tritt in Schwerpunktnähe (neutrale Biegefaser) ebenso die größte Längsschubspannung auf.
Aus diesem Grunde sollte es vermieden werden, Biegebalken in ihrer neutralen Faser zu verbinden oder zu schwächen.
ungünstig, besser hinsichtlich Längsschubspannungen